von ForexTra.de » 15.11.2005, 14:25
Eine starke Währung muß man sich leisten können.
Kann sich die EU, und insbesondere die BRD, Frankreich und Italien, jedoch nicht, aufgrund ihrer binnenkunjunkturellen Schwäche, was Zinsanhebungen nur marginal ermöglicht.
Für den Euro zeichnet sich ein dauerhaft niedriges Zinsniveau ab. Somit eignet sich der Euro als " Carry-Währung" . D.h. man verschuldet sich in Euro, und investiert das geliehene Geld in anderen Währungen und Märkten, was den Verkaufsdruck auf den Euro erhöht und andere Währungen stützt.
Mit dem Zinsanstieg in den USA hat der Euro den Dollar in dieser Funktion abgelöst.
Weitere Argumente, die für eine längere Schwächephase des Euro sprechen, aus der Financial Times:
Portfolio: Euro könnte bis auf 1,10 $ zurückfallen
von Reza Darius Montasser, Frankfurt
Das Jahr 2005 wird sehr wahrscheinlich nicht als das Jahr des Euro in die Geschichte eingehen. Immerhin hat die europäische Gemeinschaftswährung seit Anfang des Jahres, als diese noch bei 1,3580 $ stand, deutlich eingebüßt und den sich bereits abzeichnenden Rückgang bis in den Bereich um 1,21 $ " übererfüllt" .
Doch wie geht es nun weiter? Entscheidend in diesem Zusammenhang ist auf der einen Seite die zyklisch-technische Lage des Euro. Daran lässt sich ablesen, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich der aktuelle Trend fortsetzen wird. Auf der anderen Seite ist es aber auch wichtig, die ökonomische Seite zu durchleuchten. Lässt sich damit doch ein ungefährer fairer Wert des Euro herleiten.
Da sich die Devisenkurse langfristig stets ihren fairen Bewertungen in einem zyklischen Verlauf annähern, ist es wichtig, diesen anhand ökonometrischer Verfahren objektiv zu schätzen. Dabei werden aus der Empirie abgeleitete, Kurs beeinflussende ökonomische Größen wie beispielsweise internationaler Geldfluss, BIP, Zins-, Wachstums- und Handelsbilanzdifferenzen zur Schätzung der Euro/US-$-Relation evaluiert und ökonometrisch verarbeitet.
Eine herausragende Veränderung hat sich in den letzten Wochen bei der Zinsdifferenz ergeben. So hat sich die Zinsdifferenz zwischen US- und europäischen Anleihen im zehnjährigen Bereich seit Anfang des Jahres von 60 auf 120 Basispunkte erhöht, was zu einer Umleitung der internationalen Kapitalströme von Europa in Richtung USA und damit zu einer Schwächung des Euro geführt hat. Doch der Rückgang des Euro scheint damit noch nicht ausgestanden zu sein. Denn betrachtet man das Modell als Ganzes, ergibt sich auf Sicht der kommenden 12 Monate ein fairer Wert bei 1,1480 bis 1,1580 $ und dies mit einer relativ hohen statistischen.
Zusammenhang nicht nachweisbar
Das durch das Handelsbilanzdefizit induzierte Risiko einer abrupten Abwertung des Dollar ist theoretisch zwar vorstellbar. Doch ist einerseits ein Zusammenhang zwischen dem Defizit und einer Dollarschwäche nicht nachweisbar. Andererseits ist davon auszugehen, dass die USA auch in Zukunft auf Grund ihrer Weltwährungseigenschaft ein Magnet internationaler Zahlungsströme sein werden und die positive Kapitalbilanz das Defizit der Handelsbilanz auch weiterhin überkompensieren wird.
Doch wie ist nun der Trend für das Euro-Dollar-Verhältnis einzuschätzen? Das hier zu Grunde gelegte ökonometrische Modell zur Identifizierung der zyklischen Lage zeigt zwar keine so ausgeprägte zyklische Überhitzung mehr wie noch zu Beginn des Jahres. Dennoch lässt sich aus dem Modell noch ein weiterer Rückgang, auch im Sinne eines Mean-Reversal-Prozesses, ableiten.
Interessanter ist zurzeit die strukturelle Situation des Euro-Dollar-Wechselkurses. Nachdem der Euro schon im Frühjahr seinen mittelfristigen Aufwärtstrend im Bereich 1,27 bis 1,28 US-$ verlassen hatte, konnte sich der Greenback nach Erreichen der wichtigen trendentscheidenden Unterstützungszone 1,1750 bis 1,1850 US-$ zwar wieder erholen, notiert aber jetzt wieder genau in diesem sehr wichtigen Bereich. Sollte dieser spürbar gebrochen werden - was mittelfristig sehr wahrscheinlich erscheint - so wäre eine primär intermediäre Trendumkehr eingeleitet und der im Jahr 2002 begonnene Aufwärtstrend beendet. Im besten Fall wäre dann langfristig, eine Seitwärtsbewegung um 1,10 US-$ zu erwarten. Zusammenfassend lässt sich also aus der ökonometrischen wie auch aus der ökonomischen Analyse eine wahrscheinliche mittel- bis langfristige Schwächephase des Euro ableiten.
Reza Darius Montassér ist Chief Investment Officer (CIO) für das Private Banking bei Hauck & Aufhäuser Privatbankiers in München.
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aus Spiegel-online
ZEW-Konjunkturindex überraschend gesunken
Überwindet Deutschland die Wachstumsschwäche? Politik und Wirtschaft hatten gehofft, der ZEW-Index würde ein positives Signal setzen. Doch das Konjunkturbarometer ist im November überraschend gefallen.
Berlin - Der Saldo der ZEW-Konjunkturerwartungen der rund 300 befragten Analysten und institutionellen Anleger ging im November leicht auf 38,7 von 39,4 Punkten im Oktober zurück, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) heute mitteilte. Positiven Faktoren wie dem gesunkenen Ölpreis oder der guten Auftragslage in der Industrie habe die Schwäche der Binnennachfrage gegenüber gestanden. " Die Unsicherheit über den künftigen wirtschaftspolitischen Kurs und insbesondere die geplante Mehrwertsteuererhöhung schwächen das Vertrauen der ohnehin schon verunsicherten Verbraucher" , erklärte das Institut.
Siehe hierzu den heutigen Einbruch des Euro gegen den Dollar.
Es wird immer offensichtlicher, daß sich Europa von einer dynamischen, wachstumsstarken Weltkonjunktur abkoppelt, in bestenfalls einen Zustand der Stagnation, wenn nicht sogar einer sich langsam verschärfenden Rezession, die bisher nur durch immer stärker anwachsende staatliche Ausgaben gegenfinanziert, und durch dynamisch anwachsende Neuverschuldung aufgefangen wurde.
Argumente zum Kauf des Euro, abgesehen aus Gründen der Diversifikation der Notenbanken, lassen sich derzeit schwerlich finden.
Der oft vorhergesagte Einbruch der US-Binnenkonjunktur, die erheblich gespeist ist aus der Neuverschuldung der Verbraucher ist bislang auch nicht eingetreten. Das weckt Zweifel an der Prognosesicherheit dieses Szenarios. Immerhin hat die FED bislang die Zinsen vielfach anheben können, ohne daß dies zu Belastungen der US-Binnenkonjunktur geführt hätte.
Im Gegenteil ist offensichtlich, daß noch einge Quarter-Points Spielraum nach oben in der Gestaltung des Zinsniveaus gegeben sind, während für Europa selbst eine Anhebung auch nur um ein halbes Prozent volkswirtschaftlich riskant erscheint.